Montag, 22. Oktober 2012

Die Wahrheit über Jim Humble und seine MMS-Tropfen


Unter der Bezeichnung Miracle Mineral Supplement (MMS) propagieren der amerikanische Ingenieur Jim Humble und seine Anhänger Natriumchlorit als vermeintliches Wundermittel für eine Reihe von Anwendungen: etwa als „Nahrungsergänzungsmittel“ mit vorbeugenden oder gar heilenden Wirkungen („alternatives Antibiotikum“) gegenüber Krankheitserregern (z. B. Malaria) bis hin zur Behandlung von Krebserkrankungen und AIDS. Bei dieser umstrittenen Therapiemethode wird Natriumchloritlösung verabreicht, in welcher durch Zumischen von Citronensäure das hochreaktive giftige Chlordioxid frei gesetzt wird, das normalerweise zu Desinfektionszwecken oder zum Bleichen verwendet wird.
Die Behandlung mit MMS wird als Quacksalberei eingestuft. Mehrere Gesundheitsbehörden warnten inzwischen vor MMS und haben teilweise auch konkrete Maßnahmen zum Verbraucherschutz ergriffen. 2009 wurden im australischen Bundesstaat Queenslandeiner Laienheilerin vom Brisbane Supreme Court Heilungsversprechen sowie die Verabreichung nicht zugelassener Arzneimittel untersagt, nachdem sie in ihrer Garage Krebskranken MMS intravenös verabreicht hatte. In Kanada wurde MMS im Mai 2010 von der Behörde Health Canada verboten und vor der Einnahme gewarnt. Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) warnte im Juli 2010 vor der Einnahme von MMS mit der Begründung, dass das Mittel industrielle Bleichmittel enthalte und es zu erheblichen Gesundheitsschäden kommen könne, zahlreiche Meldungen über gesundheitliche Schäden bei MMS-Kunden hätten die Behörde bereits erreicht.
Im Oktober 2010 folgten Warnungen der Swissmedic (Schweizerisches Heilmittelinstitut) mit einer Mitteilung Warnung vor dem sog. Wundermittel ‚Miracle Mineral Supplements‘ (MMS), die sich wiederum auch auf eine Warnung des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit (BAG) bezog, und der französischen Behörden Institut de veille sanitaire (InVS) und Agence française de sécurité sanitaire des produits de santé (Afssaps). In Frankreich waren nach Einnahme von MMS als Solution minérale miracle Vergiftungen beobachtet worden. In Deutschland ermittelte Ende 2010 in Oberbayern die Staatsanwaltschaft gegen einen Arzt, der MMS an seine Patienten verkaufte. Im Juli 2012 warnte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), indem es von der Einnahme und der Verwendung dringend abrät.
Natriumchlorit mit der Summenformel NaClO2 – nicht zu verwechseln mit dem Kochsalz Natriumchlorid (NaCl) – ist das Natriumsalz derChlorigen Säure. Seine hauptsächliche Anwendung ist neben dem direkten Einsatz als Oxidationsmittel die Herstellung von Chlordioxid, da dieses zu instabil für Transport und Lagerung ist. Es ist das Mittel der Wahl zur Herstellung von Chlordioxid zur Desinfektion von Wasser. Für die andere Hauptanwendung von Chlordioxid, der Zellstoffbleiche bzw. Papierherstellung, ist es generell zu teuer, es entsteht dort jedoch während des Bleichprozesses.


Wer ist dieser Jim Humble?

Jim Humble hat eine langjährige spirituelle Entwicklung hinter sich. Als Kind war er schon in vieler Hinsicht anders als die Kinder in seiner Umgebung. Ich bin nie ein Anführer gewesen, doch habe ich das Spiel immer bestimmt, sagte er einmal.
Später wurde er Mitglied bei Scientology, in der er 25 Jahre lang eine aktive Rolle spielte.

Seit 2010 lässt sich Jim Humble als "Bishop James V. Humble" einer eigenen Scheinkirchetitulieren. „Ernannt“ wurde Rev. Dr. Humble von einem vermeintlichen Erzbischof Laurence (Larry) Jensen und seiner Ehefrau, dem angeblichen Bischof Glenda Green einer "One Holy True Original Church" aus Arizona [2], die auch unter anderen Namen aktiv ist, wie "Spiritis church", "Order of the Friends of Jeshua", "the Byzantine Catholic Church, Inc.", "the Liberal Catholic Church", "the Old Roman Catholic Church", "the American Orthodox Catholic Church" usw.[3]. Die Original church bietet für 750 Dollar diverse Scheintitel an.[4] Behauptet wird eine 2000 Jahre lange Nachfolgeschaft von Bischöfen. Eine Art Schisma zur römisch-katholischen Kirche wird dazu anekdotenhaft behauptet. Tatsächlich trat einer der "Vorgänger-Bischöfe", ein gewisser Bishop James Ingall Wedgwood, aus der katholischen Kirche aus. Zu nachdrücklich waren die Hinweise auf pädophile Annäherungsversuche an Jungen, dass es zu polizeilichen Ermittlungen kam. Das gleiche geschah mit Humble-Vorgänger und Theosophen C. W. Leadbeater, der aus der "Theosophical Society" austrat, nachdem ein Pädophilie-Skandal offenbar wurde.

Jim Humble (auch Bishop James V. Humble) ist ein US-amerikanischer Ingenieur, Autor für Computerhandbücher (aus der Vor-Transistorzeit) und Bergwerktechnik sowie Erfinder vonNahrungsergänzungsmitteln mit Desinfektionsmitteln, die inzwischen in einigen Ländern verboten wurden. Seit einigen Jahren versucht sich der medizinische Laie mit dem Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln. Humble nennt sich nach seiner Selbsternennung zum "Bischof" auch "James V. Humble". Humble ist eine Art Religionsstifter einer eigenen Kirche mit kommerziellem Hintergrund, der "Genesis II Church of Health and Healing".
Wo sich Humble derzeit aufhält, ist nicht sicher bekannt, wahrscheinlich befindet er sich in Mexiko.
Seine Miracle Mineral Supplement (MMS oder MMS1) genannte Erfindung sei der effektivste Krankheitskiller, den es gäbe, meint Humble. Für AIDS, Hepatitis A, B und C, Malaria, Herpes, Tuberkulose, die meisten Krebsformen und viele weitere, ernste Erkrankungen sei es die ideale Behandlungsform.
Inzwischen bietet Humble auch MMS2 an, ein Calciumhydrochlorit-haltiges Produkt. Im deutschen Versandhandel ist es als "Chemikalie zur Schwimmbaddesinfektion" im Handel. Folgt man der Werbung für MMS2, solle es innerlich eingenommen werden um Keime, Viren und Parasiten abzutöten. MMS2 ist wie MMS kein zugelassenes Arzneimittel.
Aus aktuellen Ankündigungen und Vorträgen ist zu schliessen, dass Humble seine MMS-Mittel in Haiti ausprobieren lassen möchte. Letzte Ankündigungen lassen für nichtinformierte Patienten Schlimmes befürchten: denn nach eigenen Angaben "forsche" er derzeit an der Anwendung von MMS bei Krebskranken, Hepatitis-C-Erkrankten und AIDS-Patienten.